Mit diesem einfachen Reisebericht zu unserem Ausflug zu den 35zigsten internationalen Chortagen des prage cantat vom 31.10.-3.11.2024 in Prag, möchte ich erreichen, dass die Teilnehmer bzw. Leser die Reise nochmals nachempfinden und durch meine Schilderungen vor dem inneren Auge nochmals miterleben können.
Der Männerchor hatte sich für die Kategorie „Männerchöre“ beworben und trat gegen drei weitere Männerchöre, aus 3 Nationen, an. Das Wettbewerbsprogramm bestand aus maximal fünf a capella Stücken, einschließlich des Pflichtstückes. Die Dauer des Wettbewerbsauftrittes durfte 15 Minuten nicht überschreiten. Die Jury war international besetzt, unter anderem mit unserem früheren Chorleiter Michael Rinscheid.
Um 7 Uhr erfolgte die Abfahrt zu unserer Reise nach Prag. In einem großen Doppeldecker-Reisebus mit unserem Fahrer Oliver, begaben wir uns auf die etwa 600 km lange Tour.
Nach dem ersten Aperol Spritz war die gute Stimmung an Bord bereits deutlich zu spüren. Die erste Pause am Rasthof in Würzburg fand mit Wurst, Brötchen und Getränken von unseren Geburtstagskindern Markus Geis und Ullrich Heun statt.
Während der Weiterfahrt steigerte sich die gute Stimmung im Bus, vor allem durch unsere mitgereisten Sängerfrauen. Gute Laune, viele Gespräche und Musik sowie der Genuss, meist alkoholischer Getränken, sorgten für Kurzweil an Bord.
Mit zwei Pausen und etwas Stau auf der Autobahn vor Prag, erreichten wir um 18 Uhr das Hotel „Olsanka“. Nach dem Abendessen mit Büfett im Hotel fand dann die letzte Probe für den großen Auftritt statt.
Nach dem Frühstück ging es mit Bus zur Eröffnungsveranstaltung um 10 Uhr ins Nationalhaus Vinohrady. Dort wurden die Teilnehmerländer unter dem Motto „Flying over the World - mit Fanfarenmusik willkommen geheißen.
Chöre aus Finnland, Kroatien, Italien, Österreich, Slowakei, Slowenien, Deutschland, Irland, Schweden, Tschechien und auch Mexiko, Indonesien, Südafrika, Brasilien waren vertreten.
Der Prager Chor „Cancioneta Praga“ begrüßte jedes Teilnehmerland mit einem bekannten Lied aus dem jeweiligen Land. Für Deutschland mit „Sah ein Knab ein Röslein stehn“. Eine wunderschöne und emotionale Eröffnungsfeier, die lange in Erinnerung bleiben wird. Wir konnten uns gut an den Chor erinnern, der im Rahmen unseres 160. Geburtstag 2011 mit uns in Dehrn konzertierte.
Anschließend bereitete der Chor mit einer einstündigen letzten Probe in einem benachbarten Schulgebäude auf den Auftritt vor.
Dann wurden wir um 12.30 Uhr von einem Scout zurück ins Nationalhaus abgeholt und begleitet. In einem Warteraum erfolgte die letzte stimmlich Feinabstimmung und mentale Fokussierung auf den Auftritt.
Um 13.15 Uhr war es endlich soweit. Ein Scout führte uns zur Bühne des Konzertsaal im Nationalhaus. Die Jury, mit insgesamt vier Wertungsrichtern, hatten an ihrem Tisch unweit von der Bühne Platz genommen. Dann starten wir mit unsere Liedvorträgen.
Nach jedem Vortrag erhielt die Jury kurz Zeit für die Bewertung des jeweiligen Lied-vortrages. Nach ca. 15 Minuten waren wir mit unserer Präsentation fertig und verließen die Bühne unter dem Applaus des Publikums.
Wir nahmen im Zuschauerraum Platz, wo auch unsere mitgereisten Fans schon unseren Auftritt verfolgen konnten. Da wir der erste Chor in der Männerchorgruppe A waren, konnten wir jetzt die drei Konkurrenzchöre anhören und deren Auftritte verfolgen.
Eine spannende und aufregende Sache, die jedem Sänger schon einen Vergleich ermöglichte. Die Chöre aus der Slowakei und Kroatien legten beeindruckende Auftritte hin. Unsere Konkurrenzchor aus Plaidt ebenfalls. Es schien ein knappes Rennen zu werden. Letztendlich blieb die Entscheidung und das Ergebnis der Jury abzuwarten, die dann am nächsten Tag bei der Preisverleihung und Abschlussveranstaltung erfolgte.
Die Sänger und Chorleiter sind alle geschafft, froh und erleichtert, dass der Auftritt nun hinter ihnen lag.
Mit dem Bus ging es zurück ins Hotel. Raus aus dem Konzertanzug, rein in die Zivilkleidung. Ein Teil der Sänger suchte ein in der Nähe zum Hotel gelegenes Bierlokal auf, um sich bei einem Bierchen zu entspannen und in den ersten Meinungsaustausch zum Auftritt der Männerchöre einzusteigen.
Um 19 Uhr dann gemeinsames Abendessen im Restaurant Olse gegenüber vom Hotel. Es gab klassisch Gulasch mit Knödel und Dessert.
Der Tag klang nach einem sehr aufregenden und anstrengend Tag für einige, mit bekannten Bierlokal „NA PLECH“ oder auch der Innenstadt aus, wo die jungen Wilden eine Karaoke-Bar unsicher machten.
Nach dem Frühstück wurden wir um 10:00 Uhr von unserer Stadtführerin Erika zur Stadtführung willkommen geheißen.
In zwei Gruppen aufgeteilt, Gruppe Erika und Gruppe Ina“ erfuhren wir mit einer klassischen Stadtführung durch Prag vieles über die Stadt, Sehenswürdigkeiten, bedeutende Plätze, signifikante Kirchen, wichtige geschichtliche Ereignisse, topografische Besonderheiten und berühmte Persönlichkeiten der Stadt. Wir besuchten an diesem Tag die sogenannte „Kleine Seite“ mit dem Burgviertel der Stadt.
An einem geeigneten Platz hinter dem Veitsdom, bot sich schließlich auch die Möglichkeit für ein spontanes Platzkonzert vor einer großen Zuschauermenge, der mit viel Applaus belohnt wurde.
Die Stadtführung endete an der weltbekannten Karlsbrücke. Nach der Stadtführung war dann Zeit zur Verfügung angesagt, die in unterschiedlicher Weise von den Reiseteilnehmern genutzt wurde.
Um 17.30 Uhr wurde sich wieder im Hotel getroffen. Ein großer und spannender Abend mit der Preisverleihung und Abschlussfeier mit Musik und Tanz stand an.
Dazu stärkten wir uns vorher bei einem gemeinsamen Abend im Restaurant Vinohradsky Privovar in der Nähe zum Nationalhaus, wo der Abschlussabend stattfand.
Zu Fuß oder mit der S-Bahn ging es dann zum Nationalhaus, wo ein Sektempfang für alle Teilnehmer und Besucher des Festivals bereitstand. Der Publikumssaal bot mit den aufgestellten Stehtischen und kleinen Sitzmöglichkeiten einen würdigen und sehr feierlichen Rahmen für das Preisverleihungsprozedere.
Um 20 Uhr erfolgte die Begrüßung der teilnehmenden Chöre durch das Moderatoren-team des Festivals. Unter aufbrausenden Applaus und voller Erwartung auf die Ergebnisse und Platzierungen der Chorvorträge stieg die Anspannung bei jedem Einzelnen der Reisegruppe und insbesondere der Sänger. Jetzt war die Stunde der Wahrheit gekommen.
Wie werden wir uns geschlagen haben? Wird unsere Arbeit mit dem Chorleiter belohnt? Welches Ergebnis wird die Jury verkünden?
Die Preisverleihung glich einer Zeremonie, bei der Auszeichnungen verliehen werden. Sehr feierlich und begleitet durch die musikalische Unterstützung eines Brass Ensembles auf der Empore des Konzertsaales.
Als Preise gab es Urkunden und Pokale
Zunächst wurde die Jurymitglieder nochmals auf die Bühne gebeten und gebührend begrüßt. Danach die Chorleiter und Hauptverantwortlichen der Chöre, also auch Sebastian und Markus. Ein wunderbares Bild auf der Bühne.
Dann begann die Preisverleihung und Bekanntgabe der Ergebnisse zu den Gesangs-auftritten durch die Moderatorin des Abends, Frau Karolina Nygrynova.
Zunächst wurden die Ergebnisse anderen Kategorien bekannt gegeben. Immer wieder mit besonderen Momenten einer so feierlichen Preisbekanntgabe:
- Emotionen, Magen kribbeln, Gänsehaut, Anspannung, Freude, tobender Applaus und vielleicht auch Enttäuschung -
Dann die Entscheidung der Jury zur Gruppe A der Männerchöre. Die Moderatorin beginnt mit dem Hinweis, dass kein Bronzepreis vergeben wurde. Also mussten wir mindestens Silber errungen haben.
Und so war es auch. Mit den Worten „ MGV 1851 Sängerbund Dehrn“ hatten wir das „Silberdiplom bzw. Silver Band“ ersungen, mit dem wir höchst zufrieden sein können. Sebastian und Markus nahmen gemeinsam die Urkunde und den Preis auf der Bühne entgegen.
Auch der Männerchor aus Plaidt erhielt die gleiche Auszeichnung.
Gewinner der Kategorie A mit dem Golddiplom bzw. Gold Band waren die Chöre aus Kroatien und der Slowakei, beides Spitzenchöre mit Sängern, die über fast profihaftes sängerischen Niveau verfügen.
Als einmaliges und unvergessliches Erlebnis wurde dann von den Chören der Gruppe A gemeinsam das Pflichtstück „Veno“ unter der Leitung des von der Jury ernannten Chorleiters gesungen.
Im Anschluss an die Preisverleihung war zu einem geselligen Abend mit Musik und Tanz eingeladen, bei dem ordentlich Bier, Sekt oder Wein getrunken wurden. Im Konzertsaal war nun Ring frei für einen Austausch untereinander oder mit anderen Sängerinnen und Sängern. Es wurde getanzt und gesungen.
Für unseren Chorleiter und CEO bot sich dort auch die Gelegenheit, mit unserem früheren Chorleiter und Jurymitglied, Michael Rinscheid, ins Gespräch zu kommen. Er attestierte uns einen guten sängerischen Auftritt und Gesangsleistung und wünschte uns für die Zukunft alles Gute.
Für einen Großteil der Sänger und Reisegruppe endete dieser Eventtag spät in der uns lieb gewordenen Bierkneipe „NA PLECH“ in der Nähe des Hotels. Hier konnten wir freundschaftliche Bande mit dem irischen Männerchor knüpfen. Dort wurde zünftig gefeiert und getrunken, bis tief in die Nacht bzw. Morgen hinein.
Nach dem Frühstück, dem Auschecken und Gepäckverladung für die Heimfahrt.
Zur zweiten Stadtführung mit den beiden Stadtführerinnen Erika und Ina trafen wir uns um 10 Uhr am Hotel. Mit der S-Bahn gelangten wir zum Startpunkt in der Prager Altstadt.
Zu Fuß erkundeten wir den ältesten Teil der „Goldenen Stadt“ an der Moldau. Am Altstädter Ring gaben wir vor einer großen Anzahl von Touristen spontan ein kleines Platzkonzert. Besonders das in die jetzige Zeit passende Lied „Down by the Riverside“ fand viel Beifall und verbales Lob durch die Zuschauer, handelt es sich hier doch um ein Friedenslied.
Kurz vor der Heimfahrt genossen wir noch einige Zeit die großartigen Eindrücke von der Altstadt und gingen an der Moldau entlang zu unserem Treffpunkt am Bus.
Gegen 13 Uhr traten wir die Heimfahrt nach Dehrn an. Im Bus lassen Chorleiter Sebastian und CEO Markus die letzten 4 Tage der Reise nochmals Revue passieren. Sehr ausführlich kommentiert Sebastian nochmals den konzertanten Teil unserer Reise mit dem Gesangsauftritt und dem erzielten Ergebnis eines Silberdiploms.
Wir können stolz auf unsere Leistung sein. Das was machbar erschien, hatten wir erreicht und können sehr positiv in die Zukunft schauen. Vor allem die jungen Sänger haben sich weiter super vorbildlich in den Chor und die Vereinsgemeinschaft integriert. Auf sie können wir besonders stolz sein, denn sie sind die Zukunft.
Um 22.30 Uhr trafen wir zuhause in unserem Dorf ein. Nach Kofferausladen verabschieden die die Mitgereisten voneinander und die Sänger blicken auf den kommenden Mittwoch in der Probe, wo es bestimmt auch für die nicht mitgereisten Sänger einen Rückblick und Feedback an diese tolle und unvergessliche Konzertreise geben wird.
Allen Lesern wünsche ich viel Freude bei der Lektüre dieses Reiseberichts.
Euer
Willi Pötz – im November 2024